Es wird vermutet, dass im Bergischen Land seit Bestehen der Orte Mundart gesprochen wurde. Bis zum 2. Weltkrieg wurde noch ganz selbstverständlich platt gesprochen. Hochdeutsch sprach man nur in der Schule, in der Kirche, auf dem Bürgermeisteramt und allenfalls noch am Postschalter. Wer in Mundart angesprochen wurde, der antwortete in derselben Sprachform. Alle Einheimischen waren der Mundart mächtig und es war unvorstellbar, dass ein Bauer (ne Buur), eine Bäuerin (en Buurschfrau), ein Arbeiter (ne Arbeedsmann), oder ein Gastwirt (ne Wiert) keine Mundart sprachen. Auch Kinder und junge Leute sprachen platt. Die Mundart war die erste Konversationssprache und viele taten sich mit dem Hochdeutschen schwer.
Der prozentuale Anteil der Einheimischen an der Gesamtbevölkerung und damit der Dialektsprecher (Plattkaller) ist durch Zuzug zurückgegangen. Da die Mundart von der Bodenständigkeit lebt, ist Mobilität ihr abträglich. Heute ist es so, dass Mundart weniger gesprochen, aber gerne gehört wird. Im Freundeskreis spricht man heute noch gerne Mundart. Kommunalpolitiker sprechen oft wenigstens einen Satz in Mundart, um ihre Verbundenheit mit der Region zu demonstrieren.
‚Us Platt’ gehört zu den Rheinischen Mundarten. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Aachen im Westen, Benrath im Norden, umfasst im Osten Teile des Bergischen Landes und reicht im Süden bis Bonn, teils sogar bis in die Eifel.
Kennzeichnend für die Rheinischen Mundarten ist eine eigentümliche Wortakzentuierung und eine bestimmte Satzmelodie (Rheinische Schärfung). So sind viele Rheinische Mundartsprecher, auch wenn sie die Standardsprache, das Hochdeutsche, benutzen, am Rheinischen Tonfall zu erkennen.
Gravierende Eigentümlichkeiten sind der Anlaut g, der zu j geworden ist (gut > jood, Glück > Jlöck) und das ch, das immer sch (ich > esch, Kirche > Kirsche) gesprochen wird.
Innerhalb des Verbreitungsgebietes des Rheinischen gibt es wiederum Mundart-gebiete, die sich von einander unterscheiden. Wer selbst Mundartsprecher ist, weiß, dass es sogar zwischen benachbarten Orten hörbare Unterschiede gibt. (Opladen – Burscheid – Bergisch Neukirchen – Odenthal – Bergisch Gladbach -Wermelskirchen)
Interessant ist, dass vor ca. 40 Jahren ein Wiederaufblühen der Mundart zu verzeichnen war. Eine Vielzahl von Büchern, Schallplatten und Tonbändern wurde produziert, ein Zeichen dafür, dass es einen Bedarf gab. Unsere Mundart (Us Platt) wird zwar im Laufe der nächsten Jahre verflachen, es werden einzelne Wörter aus dem Hochdeutschen, vor allem aus der Umgangssprache und anderen Sprachen entnommen. Mit diesen Veränderungen aber wird unsere Mundart noch lange leben.
Hans Bruchhausen
Über den Autor
Manchmal sind es die kleinen Dinge oder Zufälle, die später das Leben bestimmen. Bei Hans Bruchhausen war es das 25jährige Jubiläum des Dirigenten im „Männerchor Bruchhausen 1864 e.V.“, in dem er seit 54 Jahren singt. Jeder Sänger sollte für den Dirigenten zu dessen Jubiläumsfeier etwas vorbereiten; Hans Bruchhausen entschied sich für ein Mundartgedicht „Dä Dirijent“ und noch einige Gedichte mit musikalischen Themen. Nach dem Vortragen der selbst geschriebenen Gedichte fand er nicht nur Anklang beim Jubilar. Von den Zuhörern stürmisch um Zugabe gebeten, musste er passen. „Für mich war das eine Motivation, weitere Gedichte zu verfassen,“ erzählt er. Die Anzahl seiner Gedichte hat längst die Zahl 750 überschritten. Dem ersten Gedichtband „Op platt jesaat“ folgten vier weitere: „Och dat noch“ „Dit un Dat“, „Su wor et – su es et“ sowie „Lück, fröher un hück.“. Hans Bruchhausen sagt: „Mundart muss mr hüüre.“ Gesagt, getan, es entstanden zu jedem Gedichtband selbstbesprochene Tonträger (CD’s) mit Zwischenmusik. Eine Reihe von Mundarttexten ist vertont worden. Hans Bruchhauen ist Mitautor des Mundartwörterbuches „Us Platt, kalle un verstonn“, sowie weiterer CD’s. Er bringt sich im „Verkehrs- und Verschönerungsverein Lützenkirchen/Quettingen“ als Leiter des Mundartstammtisches ein. Von 1998-2001 schrieb er im Lokalteil einer Zeitung wöchentliche Kolumnen zu aktuellen Themen in Versform. Bei zahreichen Lesungen sind seine Beiträge in Rheinisch Bergischer Mundart nicht minder geschätzt. Besondere Anerkennung erhielt er auch mit dem an ihn verliehenen Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland.
Am 14. November 1934 in Lützenkirchen geboren, hat er den Krieg und die entbehrungsreiche Nachkriegszeit bewusst erlebt. In der Bayer AG machte er eine Ausbildung zum Mechaniker, danach nahm er sein Studium auf, das er als Ingenieur für Maschinenbau beendete. Zuletzt unterstand dem leitenden Angestellten und Bevollmächtigten die Betreuung der spanischsprachigen Länder auf dem Gebiet der Prozessleittchnik. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ 1964/65 ein 13monatiger Auslandsaufenthalt in der damaligen Sowjetunion. Seit 1968 ist er mit seiner Frau Ursula, Studiendirektorin am Brufskolleg in Dormagen, verheiratet.