Simona Musall bespricht – Wendel Schäfer: Draußenschön – Kurzprosa

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Wendel Schäfer
Draußenschön. Kurzprosa
(Titelbild von Andrea Schäfer)
Belgien: Edition Krautgarten, 2013
ISBN: 978-2-87316-045-6
107 Seiten, 12 Euro

 

Schon mit „Der Elfenkönig“, der ersten Geschichte aus dem Buch Draußenschön hat sich Wendel Schäfer in mein Herz geschrieben. In dieser erzählt Schäfer mit einer besonders fantasievollen und gehobenen Sprache aus dem Leben eines Mannes, der bereits in der Schule aufgrund seiner „mickrigen“ Statur gehänselt wurde und der nun auch im Berufsleben ein Außenseiter unter seinen Arbeitskollegen ist. Das Schicksal des „Elfenkönigs“, mit Namen Tobias, nimmt eine tragische Wende, als sein Arbeitgeber erfährt, dass Tobias mit den Elfen spricht, die in den Blumen und Pflanzen in der Firmenkantine leben. Er verliert seine Arbeit und zieht sich daraufhin gänzlich auf seinen großen Balkon zurück, der über und über mit Pfanzen und Blumen geschmückt ist, bis er einen Schritt zu weit geht…

Beeindruckend kommen auch die zwar kurzen, aber in nur einem Satz geschriebenen Erzählungen daher, wie zum Beispiel „Der Gegenteilige“. In einem einzigen Satz liest der Leser von dem geradlinigen Herrn Dreher, der sich aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen entschließt, alles ins Gegenteil zu verkehren. In Anbetracht eines Herzinfarktes, der ihm wiederfährt, eine fatale Begebenheit, die Herrn Dreher das Leben kostet.

Sein Buch Draußenschön hat Schäfer in einer gediegenen Sprache verfasst, die in vielen der kurzen Geschichten durch ihre Bildhaftigkeit aufblüht. Einen weiteren Schwerpunkt hat er dabei auf den Überraschungseffekt gelegt, so schlägt zum Beispiel der Humor einer Geschichte plötzlich in Entsetzen um. Auch die verwischte Grenze von realer und fiktiver Welt begegnet dem Leser hier und da.

Insgesamt enden nur wenige Geschichten in Draußenschön nicht mit dem Tod. Dabei kann man aber nicht behaupten, dass die Geschichten auch todtraurig sind, vielmehr sind sie durch einen schwarzen Humor geprägt, der den Leser in ein sanftes Wechselbad der Gefühle stößt. Und so kann man Draußenschön als ein besonderes Stück Literatur bezeichnen, das zum Nachdenken über die Abgründe der menschlichen Natur und die Schicksalsschläge des Lebens anzuregen weiß. Eingeteilt in fünf Kapitel mit Titeln wie „… aus weißen Margeriten rot umrandet“ oder „Wie Blut über Porzellanscherben“, die außerdem von sechs Grafiken des Autors begleitet werden, bilden die kurzen Prosastücke ein Lesevergnügen für jede Gelegenheit.

Buchvorstellung