Victora, Ina: Tänzer

Licht und Schatten
vollführen ihren Tanz,
der Führungswechsel
in kurzen Etappen,
das Grau noch auf Distanz.

Im anmutigen Takt
bringt die Dunkelheit
das Licht auf Zack.
Hingegen ganz vermessen,
ist das Licht versucht den Schatten
hingebungsvoll zu küssen.

`Oh, gib dich mir hin´, ruft es ihn an,
doch der Schatten
denkt gar nicht daran.

Wie ein geheimnisvoller Verehrer
fürchtet und bewundert er das Licht,
doch sich ihm hinzugeben,
`nein´, das darf er nicht.

Die Angst zu groß
sich selbst im Lichte zu verlieren,
der eigenen Dunkelheit
nicht mehr nachzuspüren.

Beide Tänzer
vollziehen schöpferisch ihre Kreise,
nähert sich das Licht,
so schlägt der Schatten
eine große Schneise,
gemessen den dichten Raum
zwischen ihnen im Geiste.

Unermessliche Furcht von des Lichts
verschlingend, ein neues Dasein
in Helligkeit beginnend.

Und doch
liebt die Dunkelheit das Licht,
denn ohne dem gäbe es sie nicht.
Fürwahr nur das Licht existiert,
die Orte seiner Abwesenheit
von Dunkelheit dominiert.

Der Schatten machtlos
ohne sein Dunkelreich,
wappnet sich eisern, bevor ihn
ein warmes Leuchten erreicht.

Verbissen hält er fest an seiner Macht,
im Rückzug begriffen das Licht
in der Schwärze der Nacht.

Für den Moment den Sieg errungen,
sich wähnet stolz gelungen.
Trotz unendlichem Verzehren
muss der Schatten dem Lichte
erneut den Tanz gewähren.

Im Bewusstsein,
dass es Beides braucht,
So sehr der Schatten wütend faucht.

Getrennt und immer wieder
verschmolzen für alle Zeit.
Das lieblich Licht und die finstre
Dunkelheit.

Eng umschlungen,
voll Demut und Gesang,
bahnt sich das erste
schimmernde Grau im Morgen an.