Gertrud Pauly versteht es in „Die seltsamen Befindlichkeiten vom kleinen Ich“ auf leichte und verspielte Weise das Finden des Selbst und das „Bei sich sein“ in Versen und Schüttelreimen zu thematisieren. Das „kleine Ich“ tappt auf seinem Weg zu sich in verschiedene Fallen und meistert – häufig mit pragmatischem Witz – die Situationen.
Ein Beispiel: „Das kleine Ich, das sorgte sich:
Wo ist der echte Weg für mich?
Der rechte Weg ist für mich wichtig,
Doch was ist falsch, und was ist richtig?
Das kleine Ich will sicher sein
Und pflanzt sich jetzt ein Navi ein.“
Die Diplom-Bibliothekarin spielt mit Sprache, mischt Wendungen und Wörter und heraus kommt etwa der „Rohkost-Zungenbrecher“: „Man sagt, der Propst esse / Nur Frisches aus der Obstpresse“.
Auch in dem Vorgänger „Verdrehte Welt“ modelliert Pauly die Wirklichkeit mit Wörtern. Neben innerlichen Absprüngen („Zeit ist´s, daß ich wagen sollte, / Zu sagen, was ich sagen wollte.“) sind weitere Themengebiete Märchen und Sagen („Der Stirbelwurm / Gehört zur Zunft der Drachen./ Sein Atem ist ein Wirbelsturm, / Und wenn er zornig ist, dann schreit / Und heult er laut und speit / Feuer aus dem Rachen“ sowie die alltägliche Realität.
Die Bände „Verdrehte Welt“ und „Die seltsamen Befindlichkeiten vom kleinen Ich“ eignen sich für Groß und Klein, sowohl inhaltlich als auch vom Stil und der Textlänge her betrachtet. Paulys Verse und Schüttelreime durchbrechen den Alltagstrott und sei allen Sprach- und Wortspielbegeisterten empfohlen.
Monika Elias
Gertrud Pauly: Die seltsamen Befindlichkeiten vom kleinen Ich. Verse und Schüttelreime. 38 Seiten. 9,80 Euro. Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2013: ISBN: 978-3837212662.
Gertrud Pauly: Verdrehte Welt. Verse und Schüttelreime. 62 Seiten. 10,80 Euro. Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2010: ISBN: 978-3837207620.