Marén Berg: Zwei Grazien in Asien (2)

BALI

Im Flughafen Singapur wurden wir SO freundlich von dem Personal der Singapur Airlines abgefertigt, dass wir ganz euphorisch auf Bali ankommen – leider sind die dortigen Beamten wie alle andern der Welt, also gerade mal höflich. Bis wir Geld gezogen haben (gar nicht einfach am ersten Tag, da der Automat die Rupien nur zögerlich ausspuckt) und ca. eine Stunde mit dem Taxi zum Hotel gefahren sind, ist es stockdunkel.

Wir beziehen unser Zimmer in einem kleinen Bungalow, das nicht gerade auf der Höhe der Modernität, aber ganz im Stil des Landes gehalten ist.

Es ist wunderbar still und wir schlafen sofort ein, denn es war mit der Zeitumstellung doch ein langer Tag. Der nächste Morgen ist eigentlich der ERSTE und schönste, denn ab jetzt sind Ferien total angesagt. Zuerst dürfen wir durch den schönen Garten zum Haupthaus gehen und da fällt mir eine kleine Dame auf, die meine Lieblingsgöttin werden wird.

Sofort verpasse ich ihr zwei der wunderbar nach Vanille riechenden Blüten vom Marzipanbaum, der hier überall wächst. Am liebsten würde ich sie mit nach Paris nehmen.

Im Restaurant, wo wir unser erstes Frühstück einnehmen (Mireille ganz normal „continental“, während ich es mit „indonesian“ versuche – einem schlichten Nudelgericht mit Gemüse, schmackhaft aber doch gewöhnungsbedürftig am Morgen….), ist es angenehm kühl, da es nirgendwo Fenster gibt.

Mi freut sich, da kein einziges Kind vorhanden ist. Es gibt ein paar Engländer – die sich ihren Tee mitgebracht haben! – zwei einzelne Herren unbestimmbarer Herkunft, die hier unvermeidlichen Holländer im Rudel, die sich immer noch aufführen wie zur Zeit de Kolonialismus und, siehe da, auch eine Australierin, die sicher die 😯 überschritten hat, aber keck in Shorts sowie tiefdekolletiertem T-Shirt daher kommt und dabei Klasse hat!

Wir schauen auf blühende Bougainvilla, einen Goldfischteich und einen der zahlreichen Götter, die dem Hotel wohl nette Gäste bescheren sollen…. Das Personal ist voll guten Willens und wiederholt jede Bestellung, um sich zu vergewissern, dass sie verstanden wurde. Mis fabelhaftes Französisch-Englisch kommt hier bestens zum Tragen, während ich manchmal nicht verstanden werde – klar, ich sage nur ‚Cambridge‘….

Wir brechen auf, um uns Garten und Pool anzuschauen. Beide sind so paradiesisch schön, dass wir unser Glück kaum fassen können, da wir die ungeheure Summe von 17, 50 € pro Tag und Person für alles dies bezahlen.

Der Tag vergeht mit Schwimmen, Lesen, Träumen und Schlummern – denn vor’s Schlafen haben die Balinesen zwei Hähne gesetzt, die hier in zwei sehr geräumigen Käfigen gehalten werden und wohl ihren Auftritt bei einen der so beliebten Wettkämpfen erwarten…! Und die natürlich den Schnabel nicht halten können – kann man ja auch verstehen.

Am zweiten Tag wandeln wir auf unserm Privatweg an Göttern und wundervollen Blumen entlang fünf Minuten bis zum Meer.

Der Strand ist sauber, das Wasser warm und klar. Für drei € pro Tag und Nase bekommen wir eine bequeme Liege und den unabdingbaren Sonnenschirm. Es gibt weder Kinder noch Musik, keine „Animation“, fast keine Händler sondern nur himmlisch Ruhe. Und einen „Drachen“ zum Probieren: saftig, fleischig, lecker – aber man darf nicht zu viel davon essen, sonst wird man selber zum Drachen…

Abends gehen wir die schöne Strandpromenade entlang an allen möglichen Nobelhotels mit Endlos-Pools und passen-dem, Cocktails schlürfendem Publikum; und kommen am Ende zum Strand, wo sich die Einheimischen tummeln.

Ich hatte vergessen, dass es auch im Indischen Ozean Flut und Ebbe gibt – glücklicherweise können wir ja auf unseren Pool ausweichen. Also ein echtes Paschaleben.

Danach gehen wir in ein „Warung“ zum Essen, also ein preiswerten Restaurant quasi gegenüber von unserem Hotel. Die Sache ist nur die: man muss die Straβe erst einmal überqueren! Der Verkehr ist infernalisch und chaotisch: Mopeds zu Tausenden, Radfahrer, Laster, Autos, Taxen, die vor uns die Fahrt verlangsamen, in der Hoffnung, dass wir eine anhalten – man WAGT es erst mal nicht, sich dahinein zu stürzen. Denn auch die normalen Verkehrsregeln sind für die Einheimischen allenfalls zur Belustigung da. Am Ende der Reise allerdings sind wir total abgebrüht und heben nur noch de Hand hoch, um zu zeigen, dass WIR jetzt dran sind!

Das Essen ist schmackhaft, nur ist der Reis immer derselbe nämlich gedämpft und weiβ. Dazu gibt es entweder Huhn,

Fisch oder Rind – leider nicht wie in der thailändischen Küche in hundert verschiedenen Variationen und mit zig verschiedenen Gemüsen. Nach ein paar Tagen hatten wir das Gefühl, jeden Tag das Gleiche zu essen mit der roten Chilisoβe, die über alles ausgegossen wird…. Zu Trinken gibt es Wasser und chinesisches Bier, der Wein ist teuer und deshalb heben wir ihn uns für „nachher“ auf.

Wir haben nämlich gegenüber den „Wicked Parrot“ ent-deckt, ein typisches teures Touristenrestaurant mit Live-Musik jeden Abend und einer wirklich guten Band. Und man kann ein ‚Sonderangebot‘ von Wein bekommen: für zwei gekaufte Gläser Rosé bekommt man eins umsonst – macht 1 1/2 Glas Wein pro Person für umgerechnet 6 €…

Da wir beide stillschweigend beschlossen haben, während dieser Wochen hier mit dem Wein mal etwas kürzer zu treten, ist das genau das Richtige für uns, also nix wie rein. Wir verbringen einen so vergnüglichen Abend, dass ich, als die Jungs fragen, ob irgendjemand singen möchte, spontan aufstehe und auf die Bühne gehe. Ich brauche nur den Anfang zu summen und schon geht es in der für mich richtigen Tonart los. Es ist einfach schön, von so guten Musikern begleitet zu werden und nach dem Applaus zu schlieβen, gefällt meine Version von „Let it be“ so gut, dass ich noch „Yesterday“ als Zugabe singen muss. Leider ist der Wirt zu geizig, einen auszugeben – aber Spaβ hat’s gemacht!

Am nächsten Morgen geht es auf groβe Fahrt, Richtung Nord/Nordosten. Wir haben, ganz vornehm, ein Auto mit Chauffeur für den Tag gemietet. Heute ist Feiertag und alle Einheimischen sind schon seit Stunden auf den Beinen, um im Tempel und zu Hause sowie an ihrer Arbeitsstätte den Göttern zu opfern – netterweise tun sie auch für uns normale Sterbliche mit kleinen Opfergaben auf der Straβe die uns beschützen sollen.

Und es wird auch nicht übel genommen, falls man auf Versehen drauf tritt – eine ausgesprochen tolerante Religion, in der Jesus, so sagt man uns, eine Art netter Cousin von Brahma, Vishnu und Shiva ist. Es ist beindruck-kend zu sehen, wie würdevoll und in sich ruhend die Ein-heimischen mit der Religion umgehen, ohne die Verbis-senheit von manchen Anderen…

Die ganze Insel ist heute Morgen auf den Beinen, sämtliche Motorroller fahren kreuz und quer nach überall. Wie gut, dass wir gefahren werden.

Unser Fahrer Bagus zeigt uns die ersten Reisfelder und erklärt uns genau, wie hart es ist, ihn anzubauen. Plötzlich sehe ich ein riesiges Schild an der Straβe auf dem in roter Schrift „Hatti, hatti“ steht – und sofort denke ich an die Ansagen in der U-Bahn in Singapur. Als ich Bagus davon erzähle, wie ich vergeblich versucht habe, heraus zu bekommen was „api, api“ heiβt, lacht er los: „VORSICHT“ vor der Bahnsteigkante, oder wie hier vor einer Haarnadel-kurve! Ganz einfach.

Mittags halten wir an einem schwarzen Sandstrand in Padangbai mit Blick auf den höchsten Vulkan der Insel.

Wir essen unser mitgebrachtes Picknick unter Bäumen, denn in der Sonne es ist zu heiβ, und dann geht es weiter zum königlichen „Wasserpalast“ von Tirta Ganggha, wo wir auf Steinplatten quasi übers Wasser laufen können – sehr lustig. Und der Garten ist einmalig schön.

Auf der Rückfahrt haben wir noch zwei Erlebnisse die nur hier passieren können! Zuerst bringt unser Fahrer uns zum Fischerdorf Kusamba, zu einem Ehepaar, das biologisch völlig reines Salz aus dem Meerwasser gewinnt – eine sehr harte Arbeit aber eine uralte balinesische Spezialität.

Mit dem Rücken zum Meer stehend wartet der Mann geduldig ab, bis eine große Welle schäumend auf den Strand läuft. Links und rechts seiner Hüften hängen aus den Blättern eines Baumes gefertigte Behälter, die er geschickt in das zurückfließende Wasser taucht. Schnell haben sich die archaischen Gefäße gefüllt und er schleppt das kostbare Nass den schwarzen Strand hinauf (ich wage es nicht, zu fotografieren). Mit schlenkernden Bewegungen verteilt er das Wasser auf einem abgesteckten und plan geharkten Areal des schwarzen Sandes. Systematisch tränkt er den Sand mit dem Meerwasser und erzählt uns dann, dass nun am nächsten Morgen die Sonne die weitere Arbeit übernehmen werde. Sie wird das Wasser verdunsten lassen, so dass nur die Salzkristalle im Sand verbleiben. Der Strand von Kusamba ist besonders gut für die Salzgewinnung geeignet, denn sein schwarzer Sand ist äußerst feinkörnig und kann so das Wasser hervorragend halten.

Danach schaufelt er den unter der sengenden Hitze getrockneten Sand in einen Bambusfilter und spült ihn an-schließend solange mit Meerwasser, bis eine hoch konzentrierte Salzlösung entsteht. Den dritten und letzten Arbeitsgang übernimmt nochmals die Sonne. In halbierten, ausgehöhlten Stämmen der Kokospalmen verdunstet das Wasser der Salzlösung. Zurück bleibt schneeweißes Meersalz, das wir natürlich gerne erstehen. Harte Arbeit und geringer Lohn….

Zurück im Auto, bleiben wir kurze Zeit später an einer groβen Kreuzung stecken und zwar wegen einer riesigen– Entenherde! Diese werden vorne und hinten von einem Mann und einer Frau mit einer roten Fahne über die Fussgängerwege gescheucht, was sehr komisch aussieht, zumal alle Vehikel ganz brav anhalten, was sonst nie passiert !! Alles geht so schnell vor sich, dass ich meinen Fotoapparat leider nicht zu fassen kriege.

Dieser ereignisreiche Tag hat ein unschönes Nachspiel: Unser Fahrer, dem ich dummerweise (ich wollte diskret sein) die – von uns beiden zweimal nachgezählte – abgemachte Summe in die Hand gedrückt hatte, behauptet, er habe 100.000 Rupien (also 6,60 €) weniger erhalten als abgemacht. Dazu muss gesagt werden, dass alle Weiβen für die Balinesen grundsätzlich reich sind, man sie also ohne Gewissensbisse übers Ohr hauen darf. Mit einem Lächeln, zusammengelegten Händen und dem hübschen balinesischen Gruβ…aber doch. Ich bin schwer beleidigt und so fällt der Abschied vor unserm Hotel in Ubud frostig aus.

Hier werden wir gleich wieder von der hoteleigenen Haus-gottheit begrüβt und mit einem Elektroauto einen sehr steilen Hang hinunter und wieder hinauf zu einem modernen Gebäude gefahren, in dem unser Zimmer liegt. Hier ist im Gegensatz zu Sanur alles Design, „Luxe, calme et volupté“: vom Plastikchip für die Zimmertür über die schönen Holz-Möbel und ein modernes Bad. Und das für ganze 6 € mehr als in unserm Laghawa in Sanur. Die Aussicht vom Balkon lohnt sich ebenfalls: links ein Reisfeld mit der dazu gehörenden Entenherde (sie befreien das Feld von Unkraut und kleinen Schädlingen und dürfen dafür nach der Ernte Reis schnabulieren), vor uns zwei verschiedene Pools und riesige Kokosnusspalmen, deren Äste netterweise so beschnitten sind, dass uns die Früchte nicht auf den Kopf fallen können.

Alles wäre für mich wunderbar, wenn es in Bali nicht Mode wäre, Treppen mit unglaublich hohen Stufen zu bauen! Den Grund habe ich nicht rausbekommen – aber nun muss ich jeden Tag „runter-rauf-runter“, was meinem Rücken gar nicht behagt.

Bevor wir die Stadt erkunden, schnell ein kühles Bad!

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