Gedichte

Herrmann, Wolfgang: Die drei Siebe des Sokrates

Einst sprach ein einfacher Athener Bürgerden Sokrates, den jeder kannte, an,um etwas, das ihm auf dem Herzen lag,dem hochberühmten Manne mitzuteilen.Ob er gelegen käme – schien ihm nichtig,dass man ihm zuhörte – dagegen wichtig! Der Weise unterbrach seine Gedankenund wandte dem Besucher sich dann zu,hob gleichsam wie in Abwehr eine Hand,um, wie es schien, den […]

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Herrmann, Wolfgang: Ein Sonett ist und bleibt ein Sonett

Zu Silvester Die Zeiger drehnsich immer weiter –das ist gescheiterund zu verstehn. Und recht besehnsind auch bereiterund ziemlich heiterwir dann nach zehn. Um Mitternacht– die Zeiger oben –ist es vollbracht. Das Glas erhoben!Ein neues Jahrbeginnt fürwahr! Neuer Trost Das Jahr, das zum Vergangenen nun geht,war mehr als bloß dahingebrachte Zeit:es endet vorerst die Verworrenheit,die dir […]

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Herrmann, Wolfgang: Globetrotter

Das Ticket zu kaufen – ein Spiel;Big Äppel ist strahlendes Ziel.Am Broadway mal shoppenGeht gar nicht zu toppen –‚Ne Wrangler, die kostet nicht viel. In Mexiko sind die VulkaneMit Eis ganz bedeckt wie mit Sahne:Nach oben geht’s munter,Nicht aber herunter –Doch hilft einem da der Schamane. Der indische SubkontinentIst so, wie ihn jeder längst kennt:Nicht […]

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Herrmann, Wolfgang: Bin ich so oder doch nicht?

Hoffnungsloser Fall Ziel gut auf mich und triff,denn das lohnt nämlich immer!Ich krieg nichts in den Griff –bin eben Trockenschwimmer.Gesellschaftlichen Schliffverpasste mir kein Trimmer;selbst nach dem letzten Pfiffhab ich noch keinen Schimmer … Selbsteinschätzung Sich selber einzuschätzen,das klingt zunächst nicht dumm,doch kommt man oft ins Schwätzen,’s wird weder grad noch krumm.Will niemanden vergrätzenmit so einem […]

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Victora, Ina: Des Scheiterns Gewinn

Gescheitert bin ich auf ganzer Linie,Schiffbruch erlitten mit eiserner Miene.Welch ein Erfolg, welch ein Schicksalswinken,das marode Schiffswrack im dunklen Nass versinkend. Meine Füße in silbrig-glänzend Pfützen stehend,fröstelnd von kalter Brise umwehend,richtet sich mein Blick auf das fragile Stück,welch ich einst mein Leben nannte,und bis hierhin nichts von seinem allumfassenden Scheiternahnte. Alles hinfort geblasen, missglückt,verdorben, zu […]

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Victora, Ina: Menschsein

Sonne küsst mein Haupt,Wind umschmeichelt samtend meine Haut,Tau benetzt mein Gesicht – ein Hauch, ein Nichts. Wasser gleitet weich durch meine Hand, leicht undkraftvoll durchdringt es die Ewigkeit wie Sand.Wohin ich auch geh ́, wohin ich auch schau,das offene Meer in mir ruft mich nach Haus. Meine Zeit hier kostbar und bewegend,ohne Tand ins Unendliche […]

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Victora, Ina: Rausch

Betrunken von dem Zirben der schwingenden Grillen,berauscht von der Tiefe des blaublättrigen Sees,gefangen beim Anblick lieblich Grüntäler,vermag ich endlich zu verstehen. Erschöpft sind die Beine gar,unermüdlicher Besteigung in sich ruhender Steine,meiner wachen Augen gestattend auf Wanderschaft zugehen.Ertränkt in der Blütendüfte erheben sich meine Sinnebeflügelt empor in die Lüfte. Auf gleicher Höh ́ mit Falken und […]

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Huber, Klaus: Weiter so

Die Devise, die man kennt,ist zweideutig – bivalent.Ein Erfolg macht sicher froh,ermutigt zum „Weiter so!“Folgt ihm jedoch steter Trott,lähmt er, erntet Hohn und Spott.Schließlich führt er zum Verdrussden, der nicht will, jedoch muss !„Weiter so“ wird dem zur Last;der den Wandel so verpasst.Drum entscheide, wie’s gebührt,wohin dich dein Weg nun führt .

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Huber, Klaus: Teuflischer Tanz

Mancher tanzt auf Messers Schneide;beißend scharf mit Wortgeschmeide,kann im Grunde nur verletzen,statt Ungutes zu ersetzen,was stattdessen besser wäreund vergiftet Atmosphäre.Heilsam wäre, dies zu lindernund mit Worten zu verhindern,sich Kritik ganz zu verschließen.Adressaten müssen büßendafür, dass sie sich verfehlen.Doch – es ist nicht zu verhehlen,dass wir aus Kritik nur lernen.Ihr Erfolg steht in den Sternen,wenn ein […]

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